Erster Tag in Loyoro

6:30 Abfahrt von Kampala nach Kajjansi Airfield. Als wir den kleinen Flugplatz erreichen wird mir schon etwas mulmig zumute. Das sind Mini-Propellermaschinen für max. 12 Personen. Mit diesem Flugzeug sollen wir nach Kotido fliegen. Auf den Tickets steht keine Zeit, der Start ist irgendwann. Es befinden sich noch ein australischer Pfarrer mit seiner Frau und ein paar andere Mitarbeiter von Hilfsorganisationen an Bord, Einheimische könnten sich nie einen Flug leisten. Nicht einmal Touristen sehe ich hier, nach Kotido will kein Mensch. Ich fühle mich echt so, als ob ich ans Ende der Welt oder ans Ende jeglicher Zivilisation fliege. Nach zwei Zwischenstopps an anderen Orten erreichen wir das Flugfeld in Kotido. Wir landen mitten in der afrikanischen Savanne, eine Landebahn oder ein Flughafengebäude gibt es nicht. Nur ein paar Jeeps der Hilfsorganisationen am Rande der Piste lassen erkennen, dass wir hier richtig sind. Unser Projektpartner Pater Philip von den Mill Hill Brüdern holt uns ab. Ein ganzer Schwarm Kinder läuft zum Flugzeug, es ist noch immer eine Attraktion, eine willkommene Abwechslung. Wir wandeln auf den Spuren von Pater Leonhard und Peter Quendler. Irgendwie habe ich sogar das Gefühl, Peter begleitet uns. Wir besuchen die Tischlerei und die Werkstätte, eines der ersten Projekte hier in Kotido. Es gibt sie immer noch und junge Menschen haben die Möglichkeit einer Berufsausbildung. Auch die Comboni Primary Schule ist in einem tadellosen Zustand, wenngleich die leitende Schwester jammert, dass sie zu wenig Platz haben und eigentlich schon lange einen neuen Gebäudeblock brauchen würden. Sie träumt auch von einer Secondary School, welche für diese Gegend extrem wichtig wäre, aber es gibt dafür keine Finanzierung. Die Finanzkrise hat auch vor der Karamoja Region nicht Halt gemacht, viele europäische NGO’s haben die Region verlassen.

Einer der ersten Besuche führte uns zum Bischof. Eigentlich hatte ich jemand anderen erwartet, die Überraschung war also groß, als wir auf den hemdsärmeligen Italiener Giuseppe Fellipi trafen. Er wirkte auf mich eher wie jemand aus der Entwicklungszusammenarbeit, als ein hochrangiger Würdenträger. Er erzählt uns von den Schwierigkeiten, hier am Ende der Welt. Das Überleben der Bevölkerung hängt vom Regen ab. Nirgendwo sonst warten die Menschen so sehnsüchtig auf Regen, wie hier. Letztes Jahr gab es eine viel zu geringe Niederschlagsmenge, die Ernte fiel zum großen Teil aus, die Menschen mussten hungern. So einfach erklärt sich das Leben hier, und doch ist es so tragisch, wenn Kinder deswegen sterben müssen. Er erkennt grundsätzlich eine große Krise in der Bevölkerung, weil sich ihre Art zu leben grundlegend verändert. Früher bestand der Großteil der Bevölkerung in der Karamoja-Region aus Nomaden, mittlerweile sind die meisten sesshaft geworden, was enorme Probleme mit sich bringt. Die veränderte Lebensweise, keine Erfahrung im Ackeranbau, die schwierigen Rahmenbedingungen, die damit einhergehenden familiären Probleme sind für die Menschen schwer zu bewältigen.