Zweiter Tag in Rushooka

Nach dem Frühstück erwartet uns auch hier ein dicht gedrängtes Programm, da wir nur einen Tag Zeit haben. Als erstes zeigt uns Sr. Angelika den Konvent und das Mädcheninternat. Der Bau ist wirklich gelungen und trotz der Schulferien sind noch acht Mädchen im Internat, um uns begrüßen zu können. Sie haben dafür extra eine reichlich verzierte Zuckergusstorte gemacht. Das Backen ist auch ein Teil der Ausbildung. Insgesamt bietet das Internat 24 Mädchen aus weiter entfernten Regionen die Möglichkeit, die Schule zu besuchen und eine Lehre zur Schneiderin oder Bäckerin zu absolvieren.

Die Farm und der Gemüsegarten sind nach einer Idee der Generaloberin entstanden und man merkt, dass Sr. Angelika auch diese Aufgaben mit viel Liebe umsetzt. Als Hobbygärtnerin musste ich neidlos anerkennen, dass Pflanzen in dieser Größenordnung bei mir im Garten nicht anzutreffen sind. Die Farm mit Ziegen, Hühnern, Gänsen, Hasen sowie der Gemüsegarten dienen auf der einen Seite dem Eigengebrauch, auf der anderen Seite werden notleidende Familien damit unterstützt. Nach der Besichtigung gehen wir der Dorfstraße entlang bis zum „Women Center“. Irgendwie fühle ich mich zurückversetzt in eine vergangene Zeit, die ich nur von Dokumentationen und Filmen kenne. Die Lehmhäuser hier haben keinen Strom oder fließendes Wasser, die Straßen sind nicht asphaltiert, es gibt keine Geschäfte, Lokale oder ähnliches. Das Leben spielt sich auch auf der Straße ab, die Kinder sind erfinderisch und spielen mit Gebrauchsgegenständen, die unsere Kinder nicht einmal anschauen würden. Im „Women Center“ wandeln wir wieder auf Peter Quendlers Spuren. Dieses Projekt wurde vor einigen Jahren von der Caritas finanziert und hat sich, wie alle anderen davor, bestens bewährt. Es ist schön zu sehen, wie sich seine unermüdliche Arbeit gelohnt hat und Früchte trägt. Hier erhalten junge Mädchen eine Schulausbildung und können eine Lehre zur Schneiderin absolvieren. Diese dauert zwei Jahre, danach machen sich viele selbstständig oder sie arbeiten für das „Women Center“ weiter, da dieses viele Großaufträge hat, wie zum Beispiel die Herstellung der gesamten Schuluniformen im Distrikt. Wir können den Mädchen beim Unterricht zusehen und den jungen Frauen beim Arbeiten. Es ist schön zu sehen, mit welchem Eifer alle bei ihrer Arbeit sind. Auch hier darf die Willkommenszeremonie nicht fehlen. Die jüngeren Mädchen haben einen Tanz  für uns einstudiert und wir haben die Ehre, diesen auch zu probieren.

Am Nachmittag besuchen wir die Dispensary, welche von einer brasilianischen Schwester geleitet wird. Auch hier wird mir unsere langjährige Arbeit wieder bewusst. Die Caritas Kärnten hat dieses Gebäude errichtet und ermöglicht der Bevölkerung eine medizinische Grundversorgung. Die Schwester Marlene erzählt uns von ihrer spannenden Arbeit mit den Menschen vor Ort. Sie haben ungefähr 40 PatientInnen pro Tag und sie betreuen ca. 900 HIV-PatientInnen mit Medikamenten und monatlichen Check-Ups.

Die Dispensary verfügt über ein Labor, indem sie selbst Tests durchführen können. Sie haben mittlerweile 17 Angestellte. Das nächste Spital ist 43 km entfernt in Kabale bzw. 100 km entfernt in Mbarara. Sie machen auch klassische Schwangerenbetreuung mit regelmäßigen medizinischen Untersuchungen. Einmal pro Woche gehen sie auch in die Dörfer für Bildungsarbeit, Immunisierungen und kleine Untersuchungen, außerdem gibt es HIV-Gruppentherapien und Geburtsvorbereitungskurse. Es fehlt wie so oft am nötigen Geld um das Health Center zu vergrößern, was immens wichtig wäre. Ich bin einmal mehr überrascht, wie mit so wenigen Mitteln so viel gemacht werden kann.