Freitag und Samstag, 8. und 9. April

Heute leisteten wir uns einen Luxus, nämlich einen Besuch in einem Nationalpark, eine sogenannte Safari. Auf dem Weg in den Kidepo-Park besuchten wir noch eine kleine Volksschule in einer der Filialgemeinden von Kyoro, Locherep. Hier waren im Vorjahr beim jährlichen Projektbesuch der Caritas Kärnten noch keine Türen, Fenster und vor allem auch keine Schulbänke in den Klassen. Trotzdem fand der Unterricht statt. Und heute sahen wir in beiden Klassen neue Bänke, jede einzelne mit der Aufschrift „Caritas Kärnten“. Und die Kinder zeigten uns auf ausgelassene Weise ihre Freude über die schönen Klassen. Aber auch da mischte sich ein Wermutstropfen in die Freude: Es gibt dort nämlich noch eine dritte Klasse, eine Vorschulklasse, die ihren Unterricht unter einem Baum abhält, die Tafel an den Stamm gelehnt. Zwei der Kleinen hatten während des Unterrichts in den traditionellen Tüchern auch noch ihre kleinen Geschwister ,,umgehängt“. Alle waren sehr diszipliniert und gaben für unsere Kameras tolle Fotos ab. Die Situation ist aber trotzdem nicht zufriedenstellend, zumal es manchmal doch regnet, und der Baum zu wenig Schatten spendet, um in der Hitze konzentriert lernen zu können. Außerdem unterrichtete alle drei Klassen nur ein Lehrer, weil der zweite ausgefallen war. Der Lehrer ist gerade einmal 20 Jahre alt und unterrichtet schon seit drei Jahren. Es ist ganz schwierig, für diese verlassenen Gegenden Lehrer zu gewinnen. Und: Sobald sie eine andere Stelle bekommen, sind sie weg. Ja, vielleicht findet sich noch ein edler Spender und finanziert der Vorschulklasse auch einen Klassenraum, der ja nur ein paar Tausend Euro kostet und den wir beim nächsten Besuch eröffnen können.

Wie dankbar die hiesigen Leute für solche Spenden auch noch nach vielen Jahren sind, erfuhren wir bei der nächsten Station in einem Gesundheitszentrum in Kaabong. Die Schwestern, die es leiten, sprechen noch immer von Peter Quendler, der ihnen geholfen hatte, dieses aufzubauen. Dort erfuhren wir auch manches über die wichtigsten Erkrankungen in der Region, so zum Beispiel, dass sehr, sehr viele Menschen an Malaria erkranken, einer Krankheit, die vor allem kleine Kinder nur schwer überleben. Oder, dass nur wenige Frauen zur Entbindung in ein Krankenhaus kommen, obwohl jede Geburt vor allem für die Mutter lebensgefährlich ist und nicht selten mit dem Tod bezahlt wird.

Ja, und dann kamen wir nach einer längeren Fahrt im Nationalpark an und stürzten uns in Begleitung eines bewaffneten Rangers in das Abenteuer. Ich durfte auf dem Dach ziemlich unbequem, aber dafür mit einer unvergleichlichen Aussicht Platz nehmen. Wir hatten am späten Nachmittag Glück: Wir sahen eine Gruppe von Elefanten, und etwas abseits einen weiteren, dem wir uns mit einem etwas mulmigen Gefühl beträchtlich näherten. Wir sahen viele Gazellen, Affen und eine große Gruppe von wirklich faszinierenden Giraffen, die wir lange beobachteten. Außerdem freuten wir uns über Zebras, viele Vogelarten und noch andere Tiere. Diese wunderbare Erfahrung war für uns auch wichtig, um zu erkennen, dass Uganda nicht nur aus Problemen besteht, sondern vor allem mit seiner Natur viel zu bieten hat. Am Morgen unternahmen wir den zweiten Trip, diesmal etwas weniger „erfolgreich“. Vor allem konnten wir leider keine Löwen und Leoparden sehen, obwohl es im Gebiet ziemlich viele davon gibt. Wir wurden allerdings durch die wunderbare Landschaft mehr als entschädigt. Dann gerieten wir doch in eine Herde von etwa 5000 (!) schwarzen Büffeln. Sie setzten sich immer wieder in Bewegung und umkreisten uns schließlich, blieben aber völlig harmlos, als wir weiterfuhren. Auch das war ein eindrucksvolles Naturschauspiel. Als wir vor einem Baum mit vielen Affen stehen blieben, fiel plötzlich ein Schwarm Bienen über uns her – zuerst über mich auf dem Autodach, bis ich nach vielen Stichen im Gesicht und am Kopf ein bisschen panisch vom Dach sprang und versuchte, ins Auto zu gelangen. Im Inneren herrschte aber ebenso schon Panik, weil die Bienen durch die Fenster auch dorthin gelangt waren. Am wenigsten wusste offenbar der Ranger, unser Beschützer, mit der Situation anzufangen. Mit seinem Maschinengewehr auf Bienen zu schießen, fand er offensichtlich übertrieben. So lösten schließlich verschiedene Insektensprays die Situation, die uns schließlich zur Rückkehr veranlasste.

Auf dem Heimweg türmten sich dunkle Gewitterwolken vor uns und wir hofften, dass es auch in Lyoro regnete. Als wir nach vier Stunden dort ankamen, war es trocken. Aber dann, während des Essens, hörten wir Regentropfen auf dem Wellblechdach. Und es war wie bei einer liturgischen Feier: Keiner sprach mehr ein Wort. In tiefem Schweigen horchten wir auf die Regentropfen, die immer heftiger vom Himmel fielen, aber nach einer Viertelstunde wieder genauso unvermittelt aufhörten.