Dienstag, 13. Juni 2017

Gegen Mittag bin ich am Flughafen angekommen, der Flug wurde nach vorne verschoben, offensichtlich, weil er jetzt länger dauert, der Konflikt zwischen Quatar und Saudiarabien dauert offensichtlich noch an. Die weitere Fahrt war vor allem landschaftlich sehr, sehr schön, wir erreichten bald den tropischen Gürtel, es wurde grün, unglaublich fruchtbar, an der Straße wurden Unmengen von Früchten angeboten, den trockenen Weiden folgten saftige Wiesen und Äcker mit Mais, Reis, Bananen, Ananas, und vielen weiteren, die ich nicht kenne. Ja hier gibt es keine Dürreperiode, es gibt viele Autos, die Leute scheinen wohlhabend zu sein – und 500 km weiter nördlich droht der große Hunger. Da müsste man natürlich den Staat in Pflicht nehmen, der einen Ausgleich schaffen sollte zwischen arm und reich, zumindest so weit, dass niemand im Land verhungern muss.

 

Aber dann fährt man in die gewaltige Hauptstadt ein, die schon 50 km vor dem Zentrum beginnt, zuerst reichere Gegenden, die von der Stadt profitieren durch Handel, Wirtschaft und - allerdings kaum vorhandene - Industrie. Aber dann die Menschenmassen, die (Floh-) Märkte, die alle Straßen befüllen, die Slums, Dienstleistungen, die unmenschlich erscheinen, und viele noch ärmer aussehende Menschen als ich sie m Norden gesehen habe. Das ist eine andere Art von Armut, mitten unter den Menschen sich in allem zu unterscheiden, dreckig sein, die Kleidung zerfetzt und wohl auch hungrig. Und wenn man dann eine Stunde lang durch so eine Stadt fährt, die ja viele Millionen Menschen – davon zwei Drittel in Slums -  beherbergt, wird man ein bisschen gnädiger mit der Regierung, denn wie man hier Ordnung hineinbringen sollte und Sicherheit und eine halbwegs gerechte Verteilung der Güter, das ist nur schwer vorstellbar.

 

Wenn ich jetzt abreise, wird es wohl nicht die letzte Begegnung mit diesem Land gewesen sein, denn eines ist trotz aller Fragezeichen und Ratlosigkeit klar: auch wir Europäer haben eine Pflicht, unseren Wohlstand, unser Wissen und unsere Erfahrungen zu teilen! Und auch 10 Tage in diesem Land reichen um zu wissen, dass es vor allem die Allerärmsten nicht ohne unsere Unterstützung schaffen können.

 

Als Postskriptum noch eine letzte Beobachtung von der 600 km langen Fahrt von Marsabit nach Nairobi: An der Straße gibt es unzählige Hinweistafeln und Wegweiser, die auf verschiedene christliche Kirche und deren vielfältige soziale Einrichtungen aufmerksam machen. Das kann man skeptisch beurteilen, man kann es aber auch als eine gesunde Relativierung der „wahren“ Religion sehen. Verschiedenste Gruppen versuchen offensichtlich das Evangelium zu verstehen und es mit anderen zu teilen. Und es wird ihnen wohl guttun, sonst würden sie nicht da sein. Und ich finde eine Beobachtung besonders spannend für den neuen Blick auf unsere katholische Kirche, den uns Papst Franziskus lehrt: alle diese Kirchen suchen ihren Weg in die Armenviertel Afrikas! Das heißt wohl, dass sie die wesentliche Botschaft Jesu Christi verstanden haben. Und so wie sie in das Land hineinwirken, laden so wie wir die meisten anderen wohl auch ihre Mutterkirchen in der reichen Welt zur Solidarität ein mit Not leidenden Schwestern und Brüdern in Kenia und weiten Teilen Afrikas. Ich bin stolz darauf, dass die katholische Kirche da ganz vorne dabei ist, aber ich bin froh, dass viele andere es auf ihre Weise auch tun!