Donnerstag, 8. Juni 2017

Ich freute mich schon auf den Besuch unserer Projektpartner in Nairobi, der Tag sehr intensiv und ermüdend, aber es war als ob ich Verwandte in Afrika besuchen würde. Peter, der neue Projektkoordinator von „Hands of care and hope - Kariobangi“, hat mich schon um 7.00 abgeholt und wir sind zuerst wieder auf die Farm weit draußen vor der Stadt gefahren, wo sich seit dem letzten Besuch wirklich viel verändert hat. Die beiden Farmarbeiter scheinen sehr tüchtig zu sein, sie konzentrieren sich nun beim Anbau auf Mais, Bohnen und Bananen, die prächtig gedeihen und an die Schulen geliefert werden, sie züchten weiterhin sehr erfolgreich Fische, die sie verkaufen und damit den Farmbetrieb finanzieren. Daneben bauen sie verschiedene Gemüsesorten an und züchten Hühner, allerdings in kleinerem Ausmaß. Dass der fast drei Meter hohe Mais so gut wächst, hat natürlich mit der Bewässerung zu tun, die sie sehr gut geplant haben. Unter dem Hügel fließt ja ein wasserreicher Fluss vorbei, aus dem sie mit einer solarbetriebenen Pumpe Wasser in einen Tank ganz oben pumpen und dann nach Bedarf verteilen. Es fehlen ihnen allerdings noch 600 m Schlauch, um wirklich überallhin zu kommen. Derzeit gießen die beiden Landarbeiter mit der Hand, was ihnen auf Dauer nicht zugemutet werden kann. Natürlich habe ich ein schönes Kuvert erhalten mit einer Bitte um Finanzierung der übersichtlich aufgelisteten Kosten von etwa 10.000 €.

 

Zum Mittagessen fuhren wir dann in das Ordenshaus, wo die frühere Provinzialin und die Direktorin der Secondery school über die erfolgreiche Arbeit der Schwestern in allen Einrichtungen berichteten und wir uns wie alte Bekannte über allerlei austauschten. Es ist einfach schön, langfristige Partnerschaften zu aufzubauen, man fühlt sich wohl als ob man in Kärnten eine eigene Einrichtung besuchen würde.

 

Noch stärker war das Gefühl beim Besuch von drei Schulen, zwei Primarys und der Secondary, wo die SchülerInnen und der Lehrkörper schon warteten, sich vorstellten und dann spielten, sangen, tanzten und musizierten. Die kleinen Kinder sind einfach süß anzuschauen, wie sie da in den Bänken oder im Schulhof sitzen. Wenn man vorher durch den lauten und menschenübersäten Slum gefahren ist, fühlt sich die Schule wie eine Oase an und dementsprechend gerne wird sie auch von den Kindern besucht.

 

Der Schulsprecher („president“) bracht es in einer beeindruckenden Rede auf den Punkt: es geht um ganz, ganz arme SchülerInnen, die hier eine Chance zu einer sehr guten Ausbildung und über Jahre ein sicheres Mittagessen erhalten, deren Talente gefördert werden, und die mit einer betont kulturellen und religiösen Bildung zu starken Persönlichkeiten und guten Staatsbürgern reifen. Ihm schloss sich eine Elternvertreterin an, die der Kärntner Caritas und ihren Spendern mit rührenden Worten dankte. Man muss dann schon mutig oder besser demütig sein, um auch eine Rede auf Englisch zu halten, wenn man weiß, dass alle Schülerinnen besser Englisch sprechen als ich, aber ich denke, dass sie mich mit meinen lobenden und ermutigenden Worten gut verstanden haben. Dann folgte ein Tanzprogramm, dass sich als höchst professionell erwies, aber kein Wunder, die Tanzgruppen proben täglich zwei Stunden – freiwillig nach dem Unterricht.

 

Ich habe diesmal nicht so viel vom Slum und dem Leben dort mitbekommen, habe auch keine Fotos gemacht, vielleicht weil die erste Neugierde vorbei ist und man vor einer Lebensrealität Respekt entwickelt, wenn so etwas wie Beziehung oder gar Bindung entsteht. Und das spüre ich ein bisschen, vor allem fühle ich, dass mir das gut tut und mein Leben bereichert. Ich hoffe, dass ich meine Erfahrungen halbwegs realistisch weitererzählen und auch anderen ähnliche Gefühle vermitteln kann.