Tag 2 - Schuleinrichtungen

"Es ist nur schwer beschreibbar, was man an einem Tag in einem Land wie Albanien erleben kann. Unglaubliche Gastfreundschaft, die sich leider immer auf das Gewicht schlägt, engagierte Menschen, heute vor allem Ordensschwestern, die für ihre Projekte brennen, Projekte, die vernünftig zu sein scheinen und die Bevölkerung weiterbringen und vor allem junge Menschen auf ein Leben in einer globalisierten Welt vorbereiten, auf der anderen Seite löchrige Straßen, ein wunderschöner Strand ohne jede Infrastruktur, traurige Geschichten von einer patriarchalen Gesellschaft mit Frauen und Kindern als Opfer. Beides ließe sich noch fortsetzen.

Besonders interessant war für uns heute der Besuch einer staatlichen Grundschule (1. bis 9. Klasse) auf dem Land, die uns der Direktor selber zeigen wollte. Im ärmlich eingerichteten Gebäude führte er uns durch die Klassen, wo Kinder dicht gedrängt auf die schwarze Tafel blickten. In den Klassen wärmte ein Holzofen, wie er in meiner Kindheit im Schlafzimmer stand, die Englischlehrerin erzählte, dass sie noch in einer zweiten Schule unterrichten müsse und die Erfolge der Kinder dementsprechend seien. Viel großzügiger eingerichtet sind die Schulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen der Don Bosco Schwestern, die sie in Tale (Kindergarten, Kurse für touristische Berufe) uns Shkoder (zusätzlich noch Grundschule und Gymnasium sowie ein großes Mädchenwohnheim) betreiben. Jedoch kann es uns ja nicht nur um reine Überlebenssicherung gehen, sondern um ein Fit-werden für ein selbstbestimmtes Leben in einer globalen Welt. Der Pfarrer Don Salvatore meinte heute sogar, ohne Bildung gibt es auch keine wirkliche Evangelisierung.

Ein interessanter Gedanke gerade jetzt in Zeiten großer Auseinandersetzungen um die Religionen. Und ein anderer Priester, Don Antonio, sagte in einem Gespräch, die Situation in Albanien werde sich erst ändern, wenn sich die Situation der Frauen ändern wird. Zu dieser Veränderung möchten die Schwestern in Tale ihren Beitrag leisten. Als Caritas Kärnten durften wir durch finanzielle Zuwendungen und die wertvolle Hilfe von Ing. Posegger einen Beitrag zu den baulichen Rahmenbedingungen leisten; in wenigen Monaten wird ein schönes und zweckmäßiges Gebäude eingeweiht werden. Das Projekt selber wird in den kommenden Monaten von albanischen staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen geplant und durchgeführt. Mit der Unterstützung kleinerer Projekte im Kinder- und Jugendbereich wollen wir jedoch die nunmehr aufgebaute Verbindung mit den Don Bosco Schwestern in Tale nicht abreißen lassen, sondern weiter vertiefen."

 

Bischofsvikar, Dr. Josef Marketz
Caritasdirektor